Das Gespräch umfasst ein breites Spektrum von Themen, von den unterschiedlichen Einstellungen der Unternehmen zur nachhaltigen Produktentwicklung über den Paradigmenwechsel bei den Kundenanforderungen bis hin zur Rolle dynamischer neuer Akteure auf dem Markt wie dem Lightyear 0.

Henk de Bruin arbeitete zunächst als Lehrer für Chemie und Physik, bevor er sich beim weltweit operierenden Elektronikkonzern Philips intensiv mit den Themen Umwelt, Gesundheit und Sicherheit, Energie und nachhaltige Entwicklung beschäftigte.

In diesem Interview schildert Henk seine ganz spezielle Perspektive: Wie er nach langen Jahren in einem internationalen Konzern dazu kam, mit Lightyear an vorderster Front für Nachhaltigkeit zu kämpfen, und wohin seiner Ansicht nach dieses innovative Unternehmen – und die gesamte Automobilbranche – in den nächsten fünf Jahren steuern wird.

Was versteht man unter unternehmerischer Nachhaltigkeit?

Henk hat sich über 30 Jahre für Nachhaltigkeit in Unternehmen eingesetzt, die letzten 4 Jahre davon bei Lightyear.

“Ich hatte mich bei Philips bereits in den Ruhestand verabschiedet und dachte mir dann, dass es vielleicht gut wäre, wenn ich [Lightyear] mit meiner Erfahrung dabei helfen könnte, wirklich nachhaltig zu werden, denn das ist ein bisschen mehr als nur CO2 einsparen.”

Der Begriff „Nachhaltigkeit“, so erklärt Henk, bezieht sich mittlerweile auf viele verschiedene Aspekte der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens. Heutzutage gehören zur Nachhaltigkeit ökologische, soziale und unternehmerische Ziele.

Investitionen von Stakeholdern in nachhaltige Ziele

Es stimmt, dass sich seit 1988 – als Henk sich zum ersten Mal mit dem Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz im Umweltbereich befasste – viel verändert hat, aber all diese Erfahrungen haben ihn viel darüber gelehrt, wie Verhandlungen über Investitionen der Interessengruppen in Ziele der nachhaltigen Entwicklung geführt werden.

“Aus unternehmerischer Sicht kann man die Dinge vielleicht anders angehen. Das war stets mein Standpunkt, meine persönliche Sichtweise. Wie kann man Nachhaltigkeit geschäftlich nutzen?”

Dieser Ansatz funktioniert übrigens unabhängig von dem jeweiligen Unternehmen. Ob multinationaler Konzern, etabliertes KMU oder Startup, ob Hightech-, Bau-, Automobilbranche oder Life Sciences: Der beste Weg in eine nachhaltige Zukunft liegt in der Förderung von unternehmerischen Initiativen.

“Bei kurzlebigen Produkten wie Lebensmitteln oder Textilien sieht die Sache etwas anders aus. Aber aus strategischer Unternehmensperspektive – insbesondere für die Hightech-Industrie – sollte man das Thema Nachhaltigkeit als wichtigen Wettbewerbsfaktor nutzen.”

Henk empfiehlt, die Kostenvorteile in den Vordergrund zu stellen, wenn man ein nachhaltiges Start-up präsentiert. Das ist ein einfacher wirtschaftlicher Aspekt, den erstaunlich viele Start-ups vernachlässigen. Glücklicherweise sind die Zahlen jedoch häufiger auf der Seite der nachhaltigen Unternehmen als auf der Seite der nicht nachhaltigen Unternehmen.

Wie verändert sich das Geschäftsmodell in der Automobilindustrie?

Die Kostenvorteile einer effizienten Abfallwirtschaft liegen für die meisten Unternehmen auf der Hand. Ein weiterer einfacher Tipp von Henk zielt darauf ab, so viele recycelte Materialien wie möglich zu verwenden. Dies kann äußerst wirksam zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen beitragen. Schließlich, und das ist vielleicht das Wichtigste, sollten Unternehmen sich bereits bei der Entwicklung vornehmen, ein Produkt zu entwerfen, das ewig hält.

„Und wenn es nicht ewig halten kann, sollte es zumindest leicht zu reparieren sein. Die ausgewählten Teile sollten wiederverwendbar sein, und die Materialien, aus denen die Teile hergestellt werden, sollten so weit wie möglich wiederverwertet werden können. Sowas nennt sich Kreislaufdenken.“

Dieses einfache Prinzip scheint – zumindest vordergründig – der bei weitem revolutionärste Ansatz zu sein, den der Lightyear-Vizepräsident für Nachhaltigkeit formuliert hat. Dieses Geschäftsprinzip ist jedoch keineswegs völlig neu.

„Wenn eine große Fluggesellschaft neue Flugzeuge kauft, stammen die Triebwerke in der Regel von Brett und Whitney oder von Rolls Royce oder anderen Herstellern. Beim Kauf eines neuen Flugzeugs wird also ein Geschäftsmodell angewandt, bei dem das Funktionieren der Triebwerke für immer garantiert ist. Dafür zahlt man einen Betrag X, entweder in Form eines Leasingvertrags oder einer Miete.“

Bei diesem Geschäftsmodell werden die Teile mit einer lebenslangen Garantie und einem Leasing- oder Servicevertrag geliefert. Dies ähnelt in gewisser Weise dem zirkulären Denken, das Lightyear im Hinblick auf die erste echte Markteinführung vorschwebt.

Es geht darum, neue Autos auf den Markt zu bringen, die innerhalb eines Lebenszyklus von 10 bis 15 Jahren wiederverwendbar oder recycelbar sind. Dafür nutzt das Unternehmen die 3DEXPERIENCE Plattform, um den gesamten Produktlebenszyklus zu steuern und insbesondere den Materialeinsatz bereits in den frühen Entwicklungsphasen gründlich zu planen.

„Lassen Sie es mich so formulieren. Die meisten Entwicklungsprozesse sind linear. Man hat eine Idee, baut etwas zusammen und denkt, dass es eine bestimmte Zeit lang hält, und das war’s dann. Wenn man anfängt, zirkulär zu denken, muss man eben umplanen. Aber das ist jetzt auch kein Zauberwerk, was man da anders machen muss.

Welche neuen Technologien werden die Zukunft des Automobils prägen?

Diese Umgestaltung von Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen wird letztlich tiefgreifende Auswirkungen auf den Markt und auch auf die Kundenerfahrungen haben. Wie in vielen anderen Branchen, vor allem bei der Software, vollzieht sich auch in der Automobilindustrie ein Wandel hin zu einem „As-a-Service“-Modell. Dies ist ein Paradigmenwechsel bezüglich der traditionellen Marktmentalität.

Henks Meinung nach gibt es jedoch noch eine weitere neue Technologie, die diesen Wandel entscheidend vorantreiben wird.

„Wenn das autonome Fahren praktikabler und mehr und mehr zur Gewohnheit wird, werden sich die Geschäftsmodelle und einfach alles verändern. Dann wird Autofahren zu einer Dienstleistung.“

An dieser Stelle kommen PLM- und virtuelle Zwillingstechnologien ins Spiel. Wenn ein Angebot aus einem Produkt und einer Dienstleistung besteht, ist es für den Hersteller von entscheidender Bedeutung, dass er in Echtzeit Einblick in Design-, Produktions- und Aftermarket-Daten hat. Für den CEO und den Vorstand ist es laut Henk unerlässlich, auf „ein Cockpit mit fünf Bildschirmen“ zugreifen zu können, um aktuelle Informationen über finanzielle, soziale und ökologische Parameter usw. zu erhalten.

„Es wird Verknüpfungen geben, die anzeigen, wenn sich ein finanzieller Parameter ändert, und der kann dann Auswirkungen auf andere Parameter haben.“

Mit diesem Ansatz kann ein Unternehmen Entscheidungen auf der Grundlage klarer und nachweisbarer Korrelationen zwischen der finanziellen Situation und sozialen oder ökologischen Faktoren treffen. An diesem Punkt hat man dann wirklich einen guten Überblick über das Gesamtbild. Es geht also nicht mehr nur um das Produkt, sondern auch um die Prozesse, die Nutzung, den gesamten Lebenszyklus.

Warum sollten Elektrofahrzeuge unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entwickelt werden?

Zusammenfassend beschreibt Henk, welche Vorteile daraus erwachsen, dass Lightyear von Anfang an die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seines Produktdesigns gestellt hat.

„Die Hauptvorteile bestehen darin, dass man zwei relevante Kundengruppen ansprechen kann. Die einen sind eher an der Nachhaltigkeit interessiert, die anderen an den Kosteneinsparungen, weil das Auto so extrem effizient ist.“

Lightyear setzt aber auch auf die Chancen, die die Kreislaufwirtschaft bietet.

„Wir haben natürlich schon einmal die Kosten über 10-12 Jahre hochgerechnet. Man kann wirklich einen ordentlichen Gewinn erzielen und seinen Umsatz steigern, indem man sich nur auf den [Service-]Markt einstellt.“

Zum Schluss denkt Henk an die frühen 2000er Jahre zurück, als die meisten noch glaubten, die Entwicklung auf dem Markt für Elektrofahrzeuge würde nur langsam vonstattengehen. Hier widmet er sich allerdings auch den dramatischen Veränderungen, die das autonome Fahren für die gesamte Automobilbranche mit sich bringen könnte.

„Die Leute waren überzeugt, dass die Entwicklung von Elektrofahrzeugen nicht so schnell voranschreiten würde. Jetzt geschieht es aber doch sehr schnell. Ich denke, dass das autonome Fahren und die Modelle der Gesamtbetriebskostenberechnung und so weiter sich genauso schnell entwickeln werden. Wenn Sie also jetzt – als neues Start-up-Unternehmen – nicht anfangen, dies in Ihre Überlegungen einzubeziehen, haben Sie schon verloren. Und nebenbei bemerkt: Schauen Sie mal, was mit den traditionellen OEMs geschieht.”

Nach unserer Erfahrung…

Im Jahr 2019 haben wir über das Ziel von Lightyear berichtet, ein “Katalysator für eine nachhaltige Markttransformation” zu sein. Heute ist Lightyear weiterhin diesen Werten verpflichtet und verfügt über ein umfassendes Verständnis der geschäftlichen Faktoren, die diesen Wandel vorantreiben.

Unternehmen – wie Lightyear -, die diesen enormen Schritt in die richtige Richtung machen, tun dies oft, weil sie es besser machen wollen. Und die meisten CEOs sehen Nachhaltigkeit heute als zentralen Bestandteil einer effektiven Unternehmensstrategie. Alle Unternehmen müssen in der Lage sein, in Echtzeit Daten zu erfassen, die einen zuverlässigen Überblick über die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Faktoren während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts geben.

Stärken Sie Ihr Start-up mit der Cloud

Entdecken Sie die beste, flexible Software, Tools und Services, die Ihr Start-up in der entscheidenden ersten Wachstumsphase und darüber hinaus unterstützen.

Starten Sie jetzt
Vorherige
Software für die Produktentwicklung: Vom Konzept zur Umsetzung
Weiter
Durchgängige Daten: Wie Systemintegrationen Ihr Unternehmen retten können
Kurzberatung

Buchen Sie noch heute einen Termin und gehen Sie mit einem PLM-Experten direkt ins Gespräch.

  • Kostenlose Beratung von Experten
  • Zeitliche Flexibilität: Passen Sie die Beratung an Ihren Zeitplan an
  • Keine lästigen Anfahrtswege – bequem von Ihrem Ort der Wahl
Bleiben Sie mit dem TECHNIA Newsletter up to date und erhalten Sie regelmäßige Informationen zu:
  • Aktuellen Produkten und Dienstleistungen
  • Die neuesten Software Updates
  • Kommende Aktionen
  • Aktuelle Webinare & Events

Jetzt anmelden

Webinare und Webinare on Demand

Tauchen Sie ein in die Welt der IT! In unseren aktuellen und aufgezeichneten Webseminaren (WoD) lernen Sie von erfahrenen Beratern mehr über PLM und CAD.

  • Kompetentes Wissen zu aktuellen IT-Themen von erfahrenen Beratern
  • Einfaches Erlernen von Anwendungen und Software Produkten
  • Verständlich und fachmännisch erklärt